STEFAN HIRSIG – MÖNCH
Info
Ausstellungsdauer: 28. April – 4. Juni 2022
„Ein gutes Bild zeichnet sich auch dadurch aus, dass wir ihm als Betrachtende noch etwas hinzufügen können. Im Widerspruch zu einer omnipräsenten Bildindustrie, die interpretatorisch eindeutige Bildinformationen produziert und uns immer wieder das bereits Vertraute anbietet, kann Malerei anspielungsreiche, visuelle Metaphern entwerfen, die unserer komplexen Welt wohl eher entsprechen. Sie ist kein eindimensionales Welterklärungsmodell, sondern lässt Leerstellen für neue Assoziationsräume und Bezugsfelder. Wohl auch deshalb erweist sich die Malerei als bemerkenswert beharrlich: Immer wieder für tot oder obsolet erklärt, wird sie auch durch eben jene Bildindustrie weder abgelöst noch in die Bedeutungslosigkeit verbannt. Um die Malerei muss nicht getrauert werden: There’s life in the old dog yet …
Diese visuellen Schlupflöcher, die zu Anknüpfungspunkten werden können, finden sich auch in den Werken von Stefan Hirsig. Durch die Malerei, so formuliert es der Künstler, erschaffe er ein in Ausdruck und Charakter eigenständiges Gegenüber, einen komplexen Organismus mit individueller Persönlichkeit. Mit der Vollendung des Werkes emanzipieren sich die biomorphen Gestalten jedoch von ihrem Schöpfer: Sie entschwinden. Sie verselbständigen sich und genießen echte Unabhängigkeit. Verlassen sie das Atelier und finden in Galerieräumen, Museen oder privaten Refugien eine neue Heimat, dann schlagen sie das nächste Kapitel in ihrer Biografie auf und treten in Dialog mit neuen Protagonist*innen, die explizit eingeladen sind, in diese Bildwelten hineinzuschlüpfen, sie weiterzuspinnen und mit individueller Erfahrung anzufüllen.“
Dr. Harriet Zilch
Auszug aus dem gleichnamigen Katalog, der anlässlich der Ausstellung mit einem weiteren Text von Frédéric Schwilden erscheint