Ausstellungsdauer: 3. November 2023 bis 10. Februar 2024

„Für mich sind die ,Konventionen' der Figur das Tolle. Wenn ich versuche, aus etwas, das schon zu Tode gemacht wurde, etwas anderes zu machen, muss ich mich nach hinten beugen, den Atem anhalten und bis zehn zählen. Ich fühle einen Puls. Er ist schwach. Aber ich fühle ihn. Er ist kaum zu spüren. Stagniert er? Fast. Aber ich bleibe dran. Gib’s mir. Gib mir ein bisschen Haut. Gib mir ein paar Knochen. Es ist wie in dem Lied von The Mamas & the Papas… ,I’m in the mood for love.’“
Richard Prince, 2015

Wir freuen uns, Sie auf eine Einzelausstellung von Richard Prince in der Potsdamer Straße 77-87 in Berlin aufmerksam machen zu dürfen. Dies ist die zweite Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie Max Hetzler.

Ausgeschnitten, geklebt, gemalt und gescannt zeugen die hier präsentierten Arbeiten von Princes langjähriger Beschäftigung mit dem Sammeln und Wiederverwenden von Bildmaterial und legen gleichzeitig einen neuen Schwerpunkt auf die Bedeutsamkeit des Körperlichen in seinem Oeuvre. In diesen Kompositionen zersplittert der Künstler fotografische Fragmente der weiblichen Figur und setzt sie mit unterschiedlicher Erkennbarkeit wieder zusammen. Die daraus resultierenden Collagen fügen einen neuen „Körper“ zusammen, verkomplizieren dabei Vorstellungen von Urheberschaft und greifen auf die Tradition der Figurenmalerei zurück.

Seit den späten 1970er Jahren hält Prince viele von den Bildern fest, die die amerikanische Psyche prägen – von Cowboys und Biker-Bräuten bis hin zu Autos, Krankenschwestern und Witz-Cartoons. Im Jahr 1977, als er in der Abteilung für Abrissblätter von Time Life arbeitete, begann Prince weggeworfene Anzeigen neu zu fotografieren, wobei er den gesamten Text entfernte, bevor er die Bilder für seine eigenen Kompositionen verwischte, beschnitt, vergrößerte und manchmal auch neu gruppierte. Die menschliche Figur ist auch weiterhin ein entscheidender Bestandteil seiner Arbeiten, der auf sein Studium in den späten 1960er Jahren und die Aktzeichenkurse zurückgeht, die er nach seinem Umzug nach New York im Jahr 1974 besuchte. Die Beschäftigung mit dem menschlichen Körper ist „zweite Natur“, so Prince. „Es erdet dich und bringt dich dazu, über die Körperhaltung nachzudenken.“

Fragmentiert und aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst, bleiben einige Körperteile als Brüste, Gesäß, Bauch und Torso erkennbar, während andere völlig abstrakt erscheinen, sodass ihre Rundungen an Landschaften erinnern oder sich in reine Form auflösen. Bei näherer Betrachtung sind manche Häute körnig und texturiert, während die glänzenden Oberflächen anderer an die kühle Glätte klassischer Büsten erinnern.

Reste von Klebeband, welches der Künstler verwendet hat, zeugen von der materiellen Konstruktion dieser Werke, ebenso wie die sichtbaren Pinselstriche, die die Hintergründe der dunkleren Bilder bestimmen. In einigen Kompositionen zeichnet Prince über seine Collagen und erweitert die rekonstruierten Körper, um sie mit grotesken Füßen, Händen und Köpfen auszustatten. Die Grenzen zwischen Druck und Malerei, zwischen dem natürlichen und dem künstlichen, aber auch zwischen dem Körper des Künstlers und dem des anonymen Subjekts greifen so konzeptionell und tatsächlich ineinander.

Richard Prince (*1949, Panamakanalzone) lebt und arbeitet in Upstate New York. Einzelausstellungen des Künstlers fanden in internationalen Institutionen statt, darunter das Louisiana Museum of Art, Humblebaek; The Karpidas Collection (beide 2022); Museum für Moderne Kunst, Weserburg (2021); Museum of Contemporary Art Detroit (2019); Fundación Malta – Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires; Espace cultural Louis Vuitton, Beijing; Astrup Fearnley Museet, Oslo (alle 2018); Los Angeles County Museum of Art (2017); Kunsthaus Bregenz (2014); Picasso Museum, Malaga (2012); Le Consortium, Dijon (2011); Serpentine Gallery, London (2008); Walker Art Center, Minneapolis (2008); Guggenheim Museum, New York (2007); Kunsthalle Zürich (2002); Museum für Gegenwartskunst, Basel (2001) und MAK, Wien (2000). Der Künstler nahm an der Biennale di Venezia 2003 und 2007 sowie an der Whitney Biennale 1985, 1987, 1997 und 2004 teil.


Abb.: Richard Prince, Untitled (Body Painting), 2021
Foto: def image
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