Die in London lebende Jade van der Mark erzählt, dass sie oft – bewaffnet mit ihrem Skizzenbuch – das Kaufhaus Selfridges aufsucht, um sich inspirieren zu lassen und „nach Gesichtern zu suchen, die zu ihr sprechen“. Sie konstatiert eine Gesellschaft, die von der Idee besessen ist, dass persönliches Glück direkt davon abhänge, welche und wie viele materielle Güter man besitzt.

Im Gegensatz zu den Anzeigenkampagnen einer neurotischen Modeindustrie, die dazu neigt, alles unter einer perfekten Maskerade abzuschirmen, was als nicht glamourös oder attraktiv genug gilt, gehen van der Marks Arbeiten offensiv mit dem Unstimmigen um, indem sie es nicht verbergen, sondern – oft übertreibend – offenlegen. Die Gemälde sind geprägt von lebendiger Abruptheit und einem nur auf den ersten Blick detailreich verspielt wirkenden Maximalismus, zwischen dessen satten Farben die Künstlerin jedoch akribisch genaue Akzente setzt. Die von ihr verwendete Impasto-Malweise, bei der sie Ölfarben mehrschichtig aufbringt, verleiht den Gemälden etwas Skulpturales, das ihre Dynamik und Intensität noch verstärkt. Körperlichkeit und Textur der Arbeiten erschließen dem Betrachter ganz unmittelbar eine zusätzliche, haptische Dimension, ganz so als habe er keine Leinwand, sondern ein Kleidungsstück vor sich.

Karina Abdusalamova

Abb.: Gunter Lepkowski